„Schreibt die Welt um!“

​​​​​​​Ein ganz besonderer Jugendgottesdienst zum Abschluss der Kampagne „ANPACKEN!“ und der Eröffnung der 67. Spendenaktion von Brot für die Welt in Bad Dürkheim

In der Schlosskirche in Bad Dürkheim wurden am 29.11.2025 um 17:30 Uhr zwei Anlässe zusammengefeiert, das versprach eine interessante Mischung zu werden und das wurde es auch.
Während der Weihnachtsmarkt im beschaulichen Bad Dürkheim mit heißen Getränken lockte, bot die gut beheizte Schlosskirche eine inhaltliche Einstimmung auf die Adventszeit.

Jugendliche der Jugendzentrale Bad Dürkheim und Grünstadt, Konfirmand*innen aus Lambsheim und der Jugendchor Unisono bestreiteten das Programm und machten deutlich: Wir können das und außerdem kurzweiliger und unterhaltsamer als mancher "normale" Gottesdienst.
Das wurde gleich zu Beginn deutlich, als alle Gottesdienstbesucher*innen über Mentimeter ihre Assoziationen zu Armut eingeben konnten und dies an der großen Leinwand dargestellt wurde. Da las man dann z.B.: Ausgrenzung, keine Schulbildung, Einsamkeit, kein Essen, schlechtere Chancen für Mädchen, keine Menschenrechte, Scham, Dankbarkeit, Isolation, Verzicht, Rassismus, Kinder und Jugendliche, Verzweiflung…

Die Konfis aus Lambsheim hatten sich im Vorfeld mit dem Spendenprojekt der Kampagne in Paraguay beschäftigt: „Callescuela“ (Schule der Straße) nennt es sich und hat sich zur Aufgabe gemacht, Kinder und Jugendliche von der Straße in die Schule zu holen. In Paraguay müssen Kinder armer Familien oft schon sehr jung durch Müllsammeln zum Familieneinkommen beitragen. Die Konfis stellten dies sehr anschaulich mit Hilfe von Stricken dar, die wie ein Spinnennetz um ein Mädchen gesponnen die Ausweglosigkeit vieler junger Menschen dort zeigten.

Mit kurzen szenischen Anspielen zeigten danach junge Ehrenamtliche aus Bad Dürkheim, wie sich Armut im Alltag von jungen Menschen hierzulande anfühlt und darstellt, z.B. mit keiner oder minderwertiger Sportkleidung im Sportunterricht erscheinen zu müssen oder bei Freizeiten und Fahrten nicht mitfahren zu können und wie sehr dies mit Scham behaftet ist.

Im anschließenden Interview mit der Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst fragten drei Jugendliche nach dem Blick und dem Engagement der Kirche gegen Jugendarmut einerseits und nach der Bedeutung der kommenden Einsparzwänge der protestantischen Kirche für Jugendarbeit andererseits:
Wüst betonte die Bedeutung junger Menschen für und in Kirche und nannte die Tatsache, dass in Deutschland jedes 7. Kind von Armut betroffen ist „ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft“. Daher sehe sie eine Aufgabe der Kirche darin, immer den Blick über den Tellerrand zu behalten und sich in Gesellschaft und Politik einzumischen.
Auf die Frage, welche Rolle junge Menschen im Transformationsprozess der Evangelischen Kirche spielen, lobte sie zunächst ausdrücklich jegliches ehrenamtliche Engagement junger Menschen und erläuterte, dass die Bedeutung für Kinder und Jugendliche die erste Prüffrage in den anstehenden Veränderungen sei.

Die traditionell am 1. Advent landesweit stattfindende Eröffnung der nächsten Brot für die Welt Spendenaktion wurde diesmal bereits am Vorabend durch Diakoniepfarrer Albrecht Bähr vorgenommen, der dies mit Rücksicht auf die Federführung der Jugendlichen im Gottesdienst sehr kurz, aber deshalb umso prägnanter hielt: Er rief mit Blick auf deren Engagement gegen Armut in Deutschland und Paraguay dazu auf, die Welt nicht abzuschreiben und spitzte noch zu: „Schreibt die Welt nicht ab, schreibt sie um!

Am Ende dankte Dekan Kuntz allen Mitwirkenden für die großartige Vorbereitung und Durchführung des Gottesdienstes und schloss mit den Worten: „Solange wir solche aktive Jugendliche in unserer Kirche und Gesellschaft haben, ist uns nicht bange!“

Eddi Hüneke spielte als Kostprobe seinen Song „Alles wird gut“, um die Gottesdienstbesucher*innen schonmal auf sein Konzert am selben Abend einzustimmen, das um 20 Uhr auch in der Schlosskirche folgte.
Aber zuerst gab es bei einem Empfang in der stimmungsvoll geschmückten Kirche stärkende Köstlichkeiten von Kochwerk aus Kaiserslautern.

Zum Konzert kamen nochmals neue Besucher*innen dazu, die die Kirche ebenso ausfüllten und voller Begeisterung Eddi Hüneke lauschten. Nach drei Zugaben und auf innigsten Wunsch eines Jugendlichen endete mit der Wiederholung von „Alles wird gut!“ ein rundum gelungener Adventsbeginn.

Impressionen